Multiple Sklerose

Cannabis, auch als Hanf bekannt, ist eine von vielen verschiedenen alternativen Behandlungsformen von MS-Symptomen. Ebenso wie Ernährungs- und Stoffwechseltherapien sowie homöopathische Ansätze können die Inhaltsstoffe der Pflanze die Symptome von Multiple Sklerose positiv beeinflussen. Man spricht hierbei von einer symptomatischen Therapiemöglichkeit, da sie keinen Einfluss auf die Ursache oder die entzündlichen und immunologischen Prozesse der MS hat und daher nicht als Alternative zu den krankheitsmodifizierenden Therapieformen zu sehen ist. Die Verschreibung von Cannabis ist für den behandelnden Arzt nur in begründeten Einzelfällen möglich – beispielsweise dann, wenn bei Dir keine andere MS-Therapie Wirkung zeigt.

Schmerlindernde und entspannende Wirkung

Cannabis enthält verschiedene Wirkstoffe, die als Cannabinoide bezeichnet werden. Sie besitzen unter anderem eine muskelentspannende und schmerzlindernde Wirkung. Vor allem bei Spastiken und MS-bedingten Schmerzen beziehungsweise schmerzhaften Muskelkrämpfen können sie sich positiv auswirken.3 Von den vielen verschiedenen Cannabinoiden werden Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) am häufigsten therapeutisch genutzt.

Risiken und Nebenwirkungen

Doch Cannabis hat nicht nur positive Effekte: Die Inhaltsstoffe von Hanf können beispielsweise negative Stimmungen verstärken und Denkstörungen hervorrufen. So kann Cannabis Unruhe, Angst oder sogar Panik auslösen. In seltenen Fällen ruft Hanf Desorientierung, Verwirrtheit oder auch albtraumartige Erlebnisse mit Verfolgungsfantasien bis hin zum Wahn hervor. Außerdem kann die Heilpflanze auch die Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit und das Kurzzeitgedächtnis vermindern. Betroffene lassen sich dann schnell ablenken und setzen in ihrer Wahrnehmung ungewöhnliche Schwerpunkte. Das heißt, sie konzentrieren sich eher auf Nebenreize.4

Langfristig zeigt sich, dass Cannabis zur Abhängigkeit führen kann. Einen möglichen Einsatz als Therapie solltest Du daher gut mit Deinem behandelnden Arzt besprechen.

Cannabis auf Rezept erlaubt

Wie Du sicher weißt, gehört Cannabis laut dem deutschen Betäubungsmittelgesetz zu den illegalen Suchtmitteln. Der Besitz, Anbau und Handel mit der Pflanze sowie deren Produkten sind verboten und werden strafrechtlich verfolgt.4

Das gilt jedoch nicht für die medizinische Verwendung. Hanf kommt als Therapie seit 2011 bei MS-Patienten zum Einsatz. So gibt es verschiedene Cannabis-Medikamente in unterschiedlichen Verabreichungsformen. Sie alle wurden Anfang 2017 in Ausnahmefällen an schwerkranke Patienten mittels eines Betäubungsmittelrezeptes verschrieben. Die gesetzlichen Krankenkassen haben die Kosten dafür allerdings nicht übernommen. Gleiches galt auch für die Behandlung mit getrockneten Cannabisblüten und -extrakten.

Im März 2017 kam es in Deutschland zu einer Gesetzesänderung. Damals lies die deutsche Regierung Cannabis in begründeten Einzelfällen als Medizin zu. Schwerkranke Menschen wie MS-Patienten, bei denen andere Medikamente keine Wirkung zeigen, können seitdem auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen mit Cannabis-Medikamenten sowie getrockneten Cannabisblüten und -extrakten behandelt werden. Der Eigenanbau und Handel bleibt weiterhin verboten. Die Patienten bekommen ihre Medikamente per Rezept in der Apotheke. Bisher erhalten rund 5.000 bis 10.000 Menschen in Deutschland eine Cannabis-Therapie.

Quelle: https://www.leben-mit-ms.de/artikel/2018-04-12/cannabis-als-symptomatische-therapie-bei-ms

Spastik

In vielen Studien mit THC, Nabilon und Cannabis wurde eine gute Beeinflussung der spinalen Spastik im Rahmen der multiplen Sklerose und bei Querschnittserkrankungen beobachtet. Weitere günstig beeinflusste Symptome umfassten Schmerz, Parästhesien (Missempfindungen), Zittern und Ataxie. Einige Studien wiesen auch eine verbesserte Kontrolle der Blasenfunktion nach. Es liegen Einzelfallberichte über eine günstige Beeinflussung der Spastik durch Cannabis auch bei Schädigungen des Gehirns vor.

Bewegungsstörungen

Es liegen einige positive Erfahrungen über eine Behandlung mit Cannabis beim Tourette-Syndrom, bei Dystonien und tardiven Dyskinesien vor, zum Einsatz beim Tourette-Syndrom nun auch die ersten kontrollierten Untersuchungen. Die meisten Patienten erleben möglicherweise nur eine geringe Besserung, einige jedoch eine bemerkenswert gute bis zur völligen Symptomkontrolle. Bei einigen MS-Patienten wurden nach THC-Gabe antiataktische Wirkungen und eine Verringerung des Zitterns beobachtet. Trotz gelegentlicher positiver Berichte fanden sich keine objektivierbaren Erfolge beim Morbus Parkinson und bei der Chorea Huntington. Allerdings könnten Cannabisprodukte möglicherweise bei durch das Medikament L-Dopa induzierten Bewegungsstörungen im Rahmen eines Morbus Parkinson eingesetzt werden, ohne die Grundkrankheit zu verschlechtern.

Schmerzzustände

Große klinische Studien haben schmerzlindernde Eigenschaften von Cannabisprodukten nachgewiesen. Zu den möglichen Indikationen zählen neuropathische Schmerzen bei multipler Sklerose, Armplexusschädigung und HIV, Schmerzen bei rheumatoider Arthritis, Krebsschmerzen, Kopfschmerzen, Menstruationsschmerzen, chronische Darmentzündungen und Neuralgien. Eine Kombination mit Opiaten ist möglich.

Autoimmunerkrankungen und Entzündungen

Bei einer Anzahl von entzündlichen Schmerzsyndromen (z.B. Colitis ulzerosa, Arthritis) wirken Cannabisprodukte möglicherweise nicht nur schmerzlindernd sondern auch entzündungshemmend. So berichten Patienten beispielsweise von einem verringerten Bedarf an steroidalen und nicht-steroridalen Antiphlogistika. Es liegen zudem einige Berichte über positive Effekte einer Cannabisselbstmedikation bei Allergien vor. Unklar ist, ob Cannabisprodukte einen relevanten Effekt auf ursächliche Prozesse einiger Autoimmunerkrankungen ausüben können.